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Buchtipp: Homosexualität in der DDR
Während die Bundesrepublik die Gesetze der Nazis mehr oder weniger übernahm und es eine von religiöser Moral(unterdrückung) geprägte Nachkriegszeit gab, gab es in der DDR ein direkte Anknüpfung an die Weimarer Republik.
Homosexualität in der DDR
Wer sich als Wessi mit der Geschichte der Homosexualitäten in der DDR beschäftigt, wird wahrscheinlich von den Vorurteilen wie sie im Westen über die DDR verbreitet wurden, abrücken müssen.
Nicht nur in Punkto FKK sondern beim Thema Sexualität im Allgemeinen war die DDR aufgeklärter, ganz deutlich besser. In der Dritten Deutschen Republik der Vereinigten BRD/DDR gab es erst 1994 die Entkriminalisierung. Die Vereinigung war für die schwulen und lesbischen Ossis eine Verschlechterung rein rechtlich.
Allein das Thema Prostitution wurde entsprechend der Vorstellung dass der Mensch keine Ware sein darf restriktiver als im Westen angegangen. Ab Mitte der 1950er Jahre wurde die Prostitution als unvereinbar mit dem sozialistischen Frauenbild angesehen. Es wurde versucht, Prostituierte durch Agitation bzw. durch Einweisung in „Heime für soziale Betreuung“ zur Aufnahme einer regulären Tätigkeit zu überzeugen. Prostitution wurde entsprechend nebenberuflich ausgeübt. 1968 wurde die Prostitution strafbar und verschwand damit aus dem öffentlichen Raum.Die DDR lockerer, dass die strafrechtliche Situation homosexuell Handelnder von der fortschrittlich SED ungleich günstiger war, als in der reaktionären noch von NS und christlichen Vorstellungen geprägten Nachkriegs- Bundesrepublik. Während der durch die Nationalsozialisten verschärfte § 175 in Westdeutschland beibehalten und als grundgesetzkonform betrachtet wurde, bezog sich die DDR auf die Verfassung der 1.Republik (Weimar) dieser positive Bezug wurde durch die Tatsache Verstärkt da neben den Kommunisten und Sozialdemokratinnen auch Homosexuelle in die KZ gesteckt wurden. In der DDR fand seine vor 1935 gültige Fassung im Wesentlichen Anwendung. In der DDR wurde ‚einfache‘ Homosexualität unter Erwachsenen zudem seit 1957 (nach der Stalinzeit) kaum noch bestraft und der entsprechende Paragraph 1968, ein Jahr früher als in der BRD, aus dem Strafgesetzbuch gestrichen. Bis 1988 blieb allerdings § 151 StGB erhalten, der den besonderen Schutz der Jugendlichen garantieren sollte und sexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen und Jugendlichen gleichen Geschlechts – erstmals wurden hier also auch gleichgeschlechtliche Handlungen zwischen Frauen erfasst – unter Strafe stellte. In der Bundesrepublik entfiel der entsprechende Paragraph, der sich allerdings allein auf mann-männliche Sexualkontakte erstreckte, erst im Jahr 1994
Dieses Buch des Waldschlößchen Verlages ist bereits 1990 erschienen:
Die DDR. Die Schwulen. Der Aufbruch.
7,67 €
Jean Jacques Soukup (Hg.)
Göttingen 1990 , Waldschlösschen Verlag
ISBN: 3-9802426-0-9
Preis: 7.67 EUR
Eine Woche nach der Öffnung der Mauer trafen sich im Waldschlösschen Schwule aus der DDR und der BRD zu einer bereits länger geplanten Tagung. Die Autoren dieses Bandes berichten von Schwulen und der Schwulenbewegung in der DDR, versuchen eine Bestandaufnahme, stellen Fragen nach den Perspektiven.
Inhalt:
- Jürgen Lemke: Die Akustik des Brückenbogens
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Von der Segelfreiheit der Schwulen
1. Gesprächsrunde -
Integration oder Desintegration
2. Gesprächsrunde - Olaf Leser: Homosexuelle in der DDR. Versuch eines historischen Überblicks
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Die Partei und die Parteilosen. Gruppen und Zusammenschlüsse von Schwulen
3. Gesprächsrunde - Lutz Möbius: Schön grell und bunt - aber nicht nur. Zur Geschichte des FDJ-Schwulenklubs "RosaLinde" in Leipzig
- Kai Werner: Der FDJ-Schwulenklub "Gerede" in Dresden
- Günter Grau: Schwule in der DDR oder: Es ist nicht alles Gold, was "krenzt"
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Von denen, die aus sexuellen Gründen gegangen sind
4. Gesprächsrunde -
"Uns ist noch gar nicht klar, dass wir die Forderungen selber einlösen müssen"
5. Gesprächsrunde - Bert Thinius: Die DDR, die Schwulen, die Perestroika. Ein paar Fragen
- "Politik hat wirklich ooch'n bisschen wat Konkretes, ja?!" Anmerkungen von Klaus Laabs zu Bert Thinius
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Über Sexualität wurde beim Aufbruch nicht geredet.
Arbeitsgruppe "Visionen schwuler Politik -
Ulli Klaum Interviews
mit Olaf Brühl, Günter Grau, Klaus Laabs, Jürgen Lemke und Lutz Möbius - Olaf Brühl: Fünf Begegnungen mit "homosexuellen BürgerInnen". Ein Nachtrag
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Dokumentation:
Für Anerkennung und Gleichberechtigung von Lesben und Schwulen
Grundsätze und Maßnahmen (Karl-Marx-Städter Plattform) -
Dokumentation:
Klaus Laabs u.a. Für ein Leben unterm RegenbogenRosa-Lila Forum -
Dokumentation:
Günter Grau, Rainer Herrn: Memorandum. Aktuelle Erfordernisse im Umgang mit AIDS -
Dokumentation:
Veranstaltungsprogramme:
RosaLinde (Leipzig)
Gerede (Dresden)
Gesprächskreis Homosexualität bei der Evangelischen Advent-Kirchengemeinde (Berlin/DDR) - Die Autoren und Gesprächsteilnehmer
- Weiterführende Literatur
- Adressen schwuler und lesbischer Gruppen/Klubs in der DDR
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