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Brot und Rosen, Hymne der Frauen- und Arbeiterbewegung

10 Stundentag

Arbeiterinnen streikten in Deutschland zum Beispiel 1903/4 für 10 statt 11 Stunden Arbeit am Tag (bei einer Sechs- Tage Woche ergab sich eine Arbeitszeit von 66 Stunden in der Woche) Zehn Jahre zuvor kämpften "Die 700" Frauen in Österreich für die Reduktion des 13 Stundentages (78 Stundenwoche) auf 10 Stunden Bild wiki
Arbeiterinnen wurden und werden massiv im Bereich der Textilindustrie eingesetzt. Nur wenige arbeiten heutzutage unter guten Bedingengen in der EU die meisten Arbeitsplätze wurde nach Asien verlagert. Auch wir Europäer tragen inzwischen Textilien aus Asien. Längst ist das Billiglohnland Bangladesh Nr. 2 hinter Billiglohnland China in der Textilproduktion geworden und überfluten den Globus mit Textilien. Dahinter stitzen und stehen nach wie vor eine unglaubliche Masse an Arbeiterinnen an den Maschinen, weltweit. Gerade in Bangladesh könnten die Arbeiterinnen der Schlüssel zum Fortschritt sein, wenn sie tatsächlich eine dynamische Streik- und Klassenbewegung für ihre Rechte und zivilisatorisch- kulturelle Schritte in ihrem Land lostreten, wird es wahrscheinlich zu einer nie dagewesenen globalen Solidarität kommen. Aktuell macht noch die Arbeiterbewegung in der EU Druck auf den Handel, die Bedingungen in Asien zu verbessern.
Zu unserer Geschichte:
In Europa und den USA entwickelten die Frauen bereits vor über einhundert Jahren couragiert Selbstbewußtsein, oft unterstützt von ihren sozialistischen Männern und der Arbeiterbewegung. Dies sind Sternstunden in der Entwicklung der Menschheit. Denn es bedeutet den Beginn der Emanzipation zur Gleichstellung. Es sind die ganz normalen einfachen hart arbeitenden Frauen die durch Vereinigung zu einem mächtigen Kollektiv wurden.
Besagter Streik erschütterte die USA, Frauen wurde das so vom Klassengener nicht zugetraut. Allerdings gab es sofort bürgerliche Symphatisantinnen und Sympathisanten, es ging nie dagewesenes, großes vor sich, alle konnten es spüren. Seit der Formierung in Vereinen oder informellen Strukturen erweisen sich die Arbeiter als fortschrittlich. Insbesondere im Vergleich zur konservativ religiösen Bevölkerung trafen gedanklich Neutzeit auf Mittelalter. Viele bürgerliche Zwischenschichten fielen hinter die Arbeiter in ihrer Weltanschauung zurück. Sie stellte alles auf den Kopf, diese Beben setzen sich bis heute fort. Hierbei gab es bereits vor der Industrialisierung Deutschlands erste Erfolge Abschaffung der Leibeigenschaft 1807. Vor der Industralisierung schafften bereits viele Arbeiter in Manufakturen, in Deutschland ab dem 16. jahrhundert. Ab da erfasste die Neuzeit einen teil der unterdrückten Massen und brachte hier ein neues Bewußtsein und Denken hervor.
Wir alle genießen heute diese Fortschritte, zumindest in den entwickelten Ländern hat sich das Denken der Arbeiterbewegung in vielen Punkten gemäßigt durchgesetzt. Das Denken der Kapitalseite (Stichwort Neoliberalismus) ist tief gespalten in globale Akteure und die ehemals vorherrschenden eher auf nationalem Terrain. Politisch nehmen die globalen Superreichen und Fondsgesellschaften immer mehr Einfluß. Die Erfolge der arbeiterbewegung wurden sehr sehr hart erarbeitet und erkämpft, vor allem mussten die konsequentesten Avantgardekräfte (Die Voranschreitenden) die größten Opfer bringen. Allerdings wurden viele erfolge bereits von der Globalisierung kassiert, die Spaltung im Proletariat verschärft zwischen Ungelernten und Akademikern, Ethnien, Religionen usw... Leider haben sich heute Mitläufer und Lobbyisten eingenistet, die versuchen den Diskurs mit viel Geld und Einflußnahme zu dominieren und in andere Richtungen auszurichten. Schande über uns allesamt, wenn wir dies zuliessen. Proletarier aller Länder vereinigt Euch! ist der Grundsatz der früher zum Erfolg führt, diese Formel ist gültig, jedoch wenig in Gebrauch.
Arbeiterinnen und Arbeiter haben unendliche Kämpfe geführt und die Bewegung hatten ganz tolle, ganz normale, ganz stille aber große Heldinnen und Helden. Die Menschheit können wirklich stolz auf diese einzige akzeptable Bewegung zurückblicken. Entsprechend steht die Bewegung in der Verantwortung, nicht nur das Andenken zu wahren, sondern diese Geschichte weiterzuschreiben, ohne Verwirrungen die ethnisch, geschlechtlich, religiös, feudal oder sonstigen Einflüßen, die wirr zurückgeblieben sind. All die Auseinandersetzungen waren doch bereits längst hinter uns gelassen. Es war ja nur noch das Problem mit der Kapitalkonzentration übrig. Die Zukunft wird zeigen, wie sich diese Konfliktfragen entwickeln.
Die Frauenbewegung zieht sich indess über den Globus. In den letzten Jahren erschütterten große Frauenstreiks und Aufmärsche die gesamte spanischsprechende Welt mit unglaublich mitreißenden Bildern und Gesängen. Was für eine Power... beeindruckend, schön, stark.. wir lieben euch alle!
In den USA, Lawrence, Massachusetts lieferten sich 1912 über 20.000 Arbeiterinnen der Textilindustrie einen Kampf mit den Fabrikherren. Dieser Kampf wurde von der Arbeiterbewegung in Europa aufmerksam verfolgt, in der neuen Welt erhielt er große Aufmerksamkeit. Das Herz des sozialistischen Weltproletariats der entwickelten Länder schlug erneut im Takt. Dieser Streik war zudem emotional ein Höhepunkt. Ihm wurde der internationale Frauentag gewidmet und eine der berühmtesten und schönsten Hymnen der Frauen- und Arbeiterbewegung, wurde zur Hymne dieser Frauen in 1912. Bred and Roses (Brot und Rosen) Es gibt einen sehr detailreichen Bericht über den Verlauf dieses Streikes von Lutz Getschmann, diesen hatte er 2007 info.partisan zur Verfügung gestellt: hier.
Jahre zuvor bewiesen Textilarbeiterinnen in Sachsen bereits große Standhaftigkeit, Einsatz und Mut. Dieser Streik aus 1903/4 wurde in ganz Deutschland und darüber hinaus von der sozialistischen Arbeiterbewegung verfolgt und unterstützt. Im sächsischen Crimmitschau streikten die couragierten Frauen 22 Wochen lang, beinahe ein halbes Jahr, hielten sie auch Dank der großen Arbeitersolidarität durch. Der Streik endete am 18. Januar 1904, auch sie forderten mehr als nur Brot. Ihre Streikparole für die Einführung des Zehnstundentages hieß: „Eine Stunde fürs Leben“.
Der sogenannte „Streik der 700“ war der erste organisierte Frauenstreik Österreichs, dass war 1893. In Folge beginnender Organisation von Frauen in einer Wiener Appreturfabrik (ebenfalls Textikfabrik), angeführt von Amalie Seidel und Adelheid Popp, traten während der Ereignisse schließlich insgesamt 700 Arbeiterinnen aus drei Appreturfabriken in den Streik. Ihre Forderungen waren der arbeitsfreie 1. Mai, die Reduzierung der täglichen Arbeitszeit von 13 auf 10 Stunden und eine bessere Bezahlung, sowie die Wiedereinstellung von Amalie Seidel nach deren Kündigung. Die Forderungen wurden nach drei Wochen Streik durchgesetzt.
Frauen gaben der Arbeiterbewegung eine zusätzliche Tonart, den Frauen in den westlichen industrialisierten Ländernm wurde nichts geschenkt, sie mussten darum kämpfen. Viel einfacher hatten es die Frauen in der Sowjetunion, die wurden mit der Oktoberrevolution 1917 ganz einfach in allen Belangen den Männern gleichgestellt. In Westeuropa und den USA gab es noch sehr lange Sonderrechte der Männer über ihre Frauen, die freilich in sozialistischen Arbeiterfamilien keine Rolle spielten seit dem aufkommen der ersten Arbeiter (und Frauenvereine Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland. Im deutschsprachigen Raum sind Frauenrechte untrennbar mit der Arbeiterinnenbewegung und dem Sozialismus verbunden, ebenso internationale Solidarität und Antifaschismus.
Das Bürgerliche Gesetzbuch schrieb es vor: Wollte eine Frau arbeiten, musste das ihr Ehemann erlauben. Erst 1977 wurde das Gesetz geändert.
Wie auch immer der lange Weg und Kampf gegen "KKK Küche, Kirche, Kinder" als alleiniger Lebensentwurf für alle Frauen war nicht einfach. Arbeitende Frauen hatten in 1904 ihre 11 Stunden Lohnarbeit an sechs Tagen in der Woche. In der Regel war die älteste Tochter zuhause dann die Verantwortliche für den Haushalt und die Geschwisterchen.
Jedenfalls ist das Lied der Arbeiterbewegung "Brot und Rosen" ein Juwel ... da es auf dem Weg zum Grab meiner lieben sozialistischen Frau Elisabeth Hofmann (Elli) von vielen Menschen gesungen wurde, kommen mir dabei sowieso immer die Tränen. Sie ist heute vor einem Jahr in meinen Armen gestorben. Sie hat in diesem Sinne gelebt und geliebt und dieses Lied in ihrem Herzen getragen. Als Krankenschwester stellt Sie sich auch beruflich in den Dienst der Menschheit. Zum Jahrstag treffen wir uns an ihrem Grab und singen das Lied.
Brot und Rosen Text
Der deutsche Text stammt vom Barden Peter Maiwald und ist noch nicht so alt. Davor war das Lied eher auf englisch bekannt und gesungen worden (auch in Europa)

Wenn wir zusammen gehen, geht mit uns ein schöner Tag,
durch all die dunklen Küchen und wo grau ein Werkshof lag,
beginnt plötzlich die Sonne unsre arme Welt zu kosen,
und jeder hört uns singen: Brot und Rosen!
Wenn wir zusammen gehn kämpfen wir auch für den Mann
weil unbemuttert kein Mensch auf die Erde kommen kann.
Und wenn ein Leben mehr ist, als nur Arbeit Schweiß und Bauch,
woll'n wir mehr, gebt uns das Leben, doch gebt die Rosen auch!
Wenn wir zusammen gehn, gehn unsere Toten mit,
ihr ungehörter Schrei nach Brot schreit auch durch unser Lied,
sie hatten für die Schönheit, Liebe, Kunst erschöpft nie Ruh,
drum kämpfen wir ums Brot, und um die Rosen dazu.
Wenn wir zusammen gehn, kommt mit uns ein bessrer Tag.
Die Menschen die sich wehren, wehren aller Menschen Plag.
Zu Ende sei, dass kleine Leute schuften für die Großen!
Her mit dem ganzen Leben: Brot und Rosen!
Das Stück gehört in das Repertoire eines jeden fortschrittlichen Chores.
Ganz großartig und wunderschön umgesetzt die Interpretation des Ruhrchores, Kassette 3 "Lieder der Solidarität"
https://www.youtube.com/watch?v=MVoAD5GfG5w

Das Original:

Bread and Roses, song lyrics
Song: Bread and Roses
Lyrics: James Oppenheim(2) (3) (4)

Music: Martha Coleman(2) (3) (4)
Year: 1911 (poem), 1912 Music(2) (3) (4)
Genre: Folk
Country: USA
(http://www.protestsonglyrics.net)

As we go marching, marching, in the beauty of the day,
A million darkened kitchens, a thousand mill lofts gray,
Are touched with all the radiance that a sudden sun discloses,
For the people hear us singing: Bread and Roses! Bread and Roses!
As we go marching, marching, we battle too for men,
For they are women's children, and we mother them again.
Our lives shall not be sweated from birth until life closes;
Hearts starve as well as bodies; give us bread, but give us roses.

As we go marching, marching, unnumbered women dead
Go crying through our singing their ancient call for bread.
Small art and love and beauty their drudging spirits knew.
Yes, it is bread we fight for, but we fight for roses too.
As we go marching, marching, we bring the greater days,
The rising of the women means the rising of the race.
No more the drudge and idler, ten that toil where one reposes,
But a sharing of life's glories: Bread and roses, bread and roses.
Our lives shall not be sweated from birth until life closes;
Hearts starve as well as bodies; bread and roses, bread and roses.

Notes:
1 - Commonly associated with the Lawrence Massachusetts textile workers strike of 1912, after the textile corporations cut the hours and salaries of all workers in response to the State of Massachusetts passing a law limiting the working hours of children under 18 to 54 hours a week.
In dem großartigen Film der zeigte wie die Arbeiterbewegung in den 1980er Jahren in Großbritanien der Bewegung der Homosexuellen zum Aufschwung verhalf, beides verband, wird das Lied gesungen, Elli und ich hatten natürlich Tränchen, ganz arg :)

"Bread and Roses" from Pride
https://www.youtube.com/watch?v=qNQs6gSOkeU
Pride ist ein britischer Film aus dem Jahr 2014 von Regisseur Matthew Warchus und beruht auf tatsächlichen Begebenheiten.

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