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Zacheies hängt wieder in Poll

Der Zacheies des Poller Maigeloogs hängt wieder in Alt-Poll. Nachdem die historisch-traditionelle Symbolfigur beim Maifischen wieder auftauchte, wurde sie im Maiumzug zum Maifest auf dem Markplatz gebracht. Anschließend wurde sie an der Fassade des historischen Alt Poller Wirtshauses aufgehangen. Dort verbleibt sie bis Ende des Poller Maispills Mitte Juni.

Die Strohpuppe ist wahrscheinlich germanischen Ursprungs und ein Symbol für Freuden und Feste. Über Dorffeste gelangte sie auf Krimessen und Schützenfeste und später auch in den Karneval.

Heute stellt sie einen Sündenbock dar, auf den alle Schuld, Fehlverhalten und alles Unangenehme geschoben werden kann. In der Bibel wurde ein Sündenbock in den Wald gejagt, in anderen Ländern wurde die Puppe verbrannt – oft auch als Reminiszenz an die „Verbrennung des Winters“.

Im Kölner Raum wurde der Zacheies – Nubbel ist eine eher modern Bezeichnung – oft in den Rhein geworfen, bis dass sich die Fischer massiv über Strohpuppen in ihren Netzen beklagten. Daher wurde er dann später verbrannt oder vergraben.
I
m letzten Jahr wurde der Poller Zacheies mit dem „Primizsegen“ des Poller Jungpriesters Marc Kubella nach dem Maispill in einer stillen Nacht heimlich von Unbekannten in einer Kiste verpackt und in den Rhein geworfen.

Umso größer war die Überraschung beim Poller Maispiel, als die Poller Fischer Curry-Fritz und Heinz Steinfeld den Zacheies nachts wieder im Rhein am Haken gehabt haben wollten und ihn zwar nass, aber wohlbehalten präsentierten. „Wahrscheinlich“, so Reihmeister Hans Burgwinkel, „war er bis Düsseldorf getrieben, dort habe er das kalte Grauen bekommen und sei wieder nach Poll an einem Schiff zurückgeschwommen“

In Poll gab es bis vor wenigen Jahren noch im Gasthaus Schlömer die Tradition, wonach die Puppe feierlich vom Gasthaus abgenommen und auf eine Bahre gelegt wird. Dann formiert sich ein Trauerzug mit einem „Priester“, zwei Messdienern und der trauernden Witwe des Nubbels zum Verbrennungsort. Der Priester segnet mittels einer Toilettenbürste die Umstehenden mit Wasser aus einem mitgenommenen Eimer. Auf dem Weg werden vom Priester die Sünden der vergangenen Tage litaneiartig vorgetragen und die Trauergemeinde antwortet stets mit demselben Refrain – im Sinne, dass der Nubbel alles schuld war.

Manchmal erfolgen auch regelrechte Gerichtsverfahren mit einem Ankläger gegen den Nubbel und Verteidiger(n) – bis schließlich die Witwe bzw. das Publikum von der Schuld des Nubbels überzeugt werden kann und die Beseitigung des Nubbels fordert.
Nachdem der Nubbel verbrannt oder vergraben ist, geht es zum Leichenschmaus zurück in die Wirtshäuser bis gegen Mitternacht das Fest endet.

Der Poller Lehrer und Chronist Peter Simons beschrieb diesen Brauch des Maigeloogs um 1913 noch so: Mittwochabend, legte man den Zachäus auf eine Bahre, bedeckte sie mit einem weißen Leichentuch und trug ihn unter wehmütigen Gesängen durchs Dorf und hinaus zur Lehmkuhl, wo die Kirmes „begraben“ werden sollte. „Da hielt der redegewandteste Reihbursche eine kurze Ansprache, ließ den Strohmann anzünden, und die ganze Gesellschaft tanzte um denselben herum und sang nach den Klagetönen der Musik.

Als Lazarus gestorben war, da weinte Susann, Katrin, Philippin
An der Wenkmöll geng der Wäg heröm
Do kom ´ne Kähl erus,
dä kratz die Pief us,
O Moder, die Fenke sen dut,
Se fresse net emol mie e Grömmelsche Brut
Hädde dä Fenke ze fresse je gegevve
dann wöre de Fenke am Levve gebleve.
O Moder usw

Weitere Infos unter www.pollermaigeloog.de