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Europas älteste Hochkultur?

An den Küsten und Flüssen enstanden Zivilisationen

Vor 7.000 Jahren in Europa:
Die alten Kulturen entstanden am Meer und entlang der Flüsse. Dies waren die natürlichen Straßen. Bekannt ist die Entwicklung im Zweistromland, entlang des Nils, entlang der Flüsse Indiens, Asiens. Etwas zu kurz in der Betrachtung kommt die europäische Entwicklung, die sogar älter sein könnte als die der ältesten Kultur des Nahen Ostens.
Zentrale Bedeutung kommt dabei der Donau zu diesem balkanischen Fluss der sich von Baden Württemberg in West - Ostrichtung über den Balkan bis ins Schwarzen Meer in Rumänien erstreckt. Wie so oft sind einschlägigen Wissenschaftler schwer von Ihrem erlernten Wissen zu trennen. Die Forscher, die anhand vieler Indizien auf eine sehr frühe Hochkultur hinweisen stehen noch ziemlich isoliert da. Die Donau ist über ein Geflecht von Zuflüssen mit dem gesamten Balkan verbunden und durch die Nähe der Quellorte auch mit dem Rhein und der Nordsee (seit Ende der Eiszeit).
Bekannt geworden und geprägt wurde die Kultur unter dem Begriff Donauzivilisation, Donaukultur oder Alteuropa durch den Sprachforscher Harald Haarmann. Es handelt sich dabei um eine vorindoeuropäische chalkolithische Kultur des Balkans in der Zeit von ca. 5000 bis ca. 3500 v.Chr. Er versteht sie als früheste Hochkultur Europas und Vorgängerkultur der minoischen und der mykenischen Kultur. Haarmanns Donauzivilisation ist ein Überbegriff verschiedener miteinander verwandter balkanischer Kulturen, die sämtlich von den neolithischen Kulturen von Sesklo in Griechenland und Starčevo-Criş in Serbien und Rumänien abstammen. Die Thesen von Haarmann werden in der Forschung ignoriert oder abgelehnt, was nicht bedeutet das er unbedingt falsch liegt. Die Beweise häufen sich.
Hohe technische und kulturelle Entwicklung in der Steinzeit Europas legt hohe Entwicklung im anschließende Zeitalter nahe:
Die vorausgehende Entwicklung Europas, die Steinzeitkulturen war in Europa sehr hoch entwickelt, die des Neandertalers wie die der Mischung aus Neandertaler und zugewanderten aus Nordafrika und Nahost. Hier wurden erste Kunstwerke, erste Musikinstrumente, hervorragende Höhlenbilder (die auf Sternbeobachtung hinweisen) usw. gefunden. Auch im Umfeld der Donau in Deutschland. Das Vorhandensein von frühester menschlicher Arbeit und Denkleistung ist nachgewiesen. Der Eurasische Neandertaler stammt wahrscheinlich wie die asiatischen Denosova und die Vorfahren heutiger Aborigines von den ersten Weltbesiedlern dem Homo erectus ab, dieser konnte bereits Feuer machen und konnte Werkzeuge herstellen und nutzen. In der Isolation haben diese Abzweige sich spezialisiert und isoliert entwickelt, teils sehr hoch. Das allabliche Großleinwandkino, dass sich unsere Vorfahren anschauten, Sternenhimme, zyklischer Mond, am Tag und übers Jahr, über Jahrzehnt, die Sonne... alls das prägte über 10.000 de von Jahre die Vorstellungswelt der Menschen. Archäoastronom Michael Rappenglück, freier Forscher mit eigenem "Institut für interdisziplinäre Studien" in Gilching bei München erkennt in den europäischen Höhlenkunstwerken Sternenbeobachtungen, Welterklärungsversuche die 17.000 Jahre alt sind.
Ausserhalb Europas
Der Weg aus Afrika heraus ging wahrscheinlich über Ostafrika in den heutigen Jemen. Die ganze Rote Meer / Persische Golf Region stellte sich zur Eiszeit ganz anders dar als heute, der Meeresspiegel war viel niedriger, dort gab es viel Süßwasser (heute unter dem Meeresspiegel), ebenso verhielt es sich mit anderen Gewässern, dem Mittelmeer, dem Schwarzen Meer z.B.
Allerdings ist Ackerbau und Viehzucht in Kurdistan seit über 10.000 Jahren bekannt, dort siedelten ebenfalls indogermanische Stämme vom Mittelmeer bis in den Iran (südlich des Altai haben viele Pflanzen Rosengewächse, Apfel Ihren Ursprung und verbreiteten sich in Europa) und zur ersten Hochkultur Indiens.
Vinca Kultur ist bekannt für frühe Schriftfunde, die allerdings nicht verstanden werden
Die  „Donauzivilisation“ gliederte sich in verschiedene Regionalkulturen. Diese sind nach Gimbutas die Vinča-Kultur, die Tisza-Kultur, die Cucuteni-Trypillya-Kultur, die Karanovo-Kultur und die Lengyel-Kultur. Als weitere Kulturstufen innerhalb dieser Kulturprovinzen gelten die Butmir-Kultur, die Petrești-Kultur, die Danilo-Hvar-Kultur, die Boian-Gumelnița-Kultur, die Hamangia-Kultur und die Dimini-Kultur.
Die Alteuropäer besaßen laut Haarmann herausragende kulturelle Errungenschaften und machten bahnbrechende Erfindungen, die zum Teil zuvor den Sumerern zugeschrieben wurden, so die ersten Großsiedlungen, bedeutend größer als alle Städte Mesopotamiens in der frühen Bronzezeit und auch größer als Çatalhöyük, die ersten dauerhaft bewohnten Orte (z. B. Larissa in Thessalien und Varna), die ersten Einfamilienhäuser mit über 100 m² Grundfläche, die ersten zweigeschossigen Reihenhäuser, das erste Töpferrad (Vorläufer der Töpferscheibe), die ersten Rollsiegel, die ersten Keramikbrennöfen mit regulierter und kontrollierter Brenntemperatur, die erste Metallgusstechnik (für Kupfer), die ersten Goldartefakte, das erste Zahlen- und Schriftsystem, die erste Herstellung von Wein und Olivenöl und der erste Anbau von Kirschen, Erbsen und Petersilie.

Die Träger der Donauzivilisation

Genetische Verwandtschaft
Genetisch sind die Träger der Donauzivilisation am ehesten mit den heutigen Menschen des östlichen europäischen Mittelmeerraumes verwandt.

Sprache
Welche Sprache die Träger der Donauzivilisation sprachen, ist mangels entsprechender Schriftquellen nicht bekannt. Ob es sich bei den Vinča-Zeichen um eine Schrift oder lediglich um Symbole oder nur dekorative Verzierungen handelt, ist bis heute unklar und umstritten.
Zuweilen wird vermutet, dass die neolithischen Sprachen der Donauzivilisation einem vorgriechischen Idiom geähnelt haben könnten, das den legendären Pelasgern zugeschrieben wird. Sprachwissenschaftler haben im Griechischen ein vorindogermanisches Substrat entdeckt, das darauf hindeuten könnte. Es handelt sich dabei besonders um Bezeichnungen für die Fauna und Flora der Ägäis sowie um Elemente der technischen Nomenklatur in den Bereichen des Pflanzenbaus, Bauwesen, Handwerk und um Wörter des religiös-kultischen Bereichs. Der Sprachwissenschaftler Harald Haarmann nimmt an, dass mehr als ein Drittel des altgriechischen Wortschatzes aus nicht-indogermanischen Sprachen stammt.[2]
Die vorindoeuropäischen Wörter lassen sich (in abnehmender Zahl) finden bei Pflanzenbegriffen jeglicher Art (z. B. adraphaxus = „Spinat“ oder kastanon = „Kastanie“), Tierbegriffen jeglicher Art (z. B. bonasos = „Büffel“ oder thunnos = „Thunfisch“), Geräten/Gefäßen (z. B. kardopos = „Backtrog“ oder trubilon = „Schüssel“), religiösen Begriffen jeglicher Art (z. B. bretas = „Götterbildnis aus Holz“ oder thiasos = „Prozession zu Ehren der Gottheit“), Umweltbegriffen (z. B. lithos = „Stein“ oder eriole = „Wirbelwind“), sozialen Begriffen, Kleidung/Textilien (z. B. chlania = „Obergewand“ oder motos = „gezupfte Leinwand“), Körperteilen (z. B. kome = „Haar“ oder neduia = „Eingeweide“), Gebäuden/Wohnbegriffen (z. B. ikrion = „Querbalken“ oder thalamos = „Zimmer“), Handwerksbegriffen jeglicher Art (z. B. lalai = „Webgewicht“ oder keramos = „Ton“), Speisen (z. B. trugia = „süßer Wein“ oder korunthos = „Gerstenbrot“), Emotionen, Zeitbegriffen und Maßeinheiten.

Wirtschaftsleben

Handel
Der Handel der Donauzivilisation war ein Tauschhandel. Die wichtigsten Handelswege waren dabei die Flüsse, insbesondere die Donau, die mit Booten befahren wurden, ebenso wie die Küsten des Schwarzen Meeres. Bedeutende Handelswaren waren Obsidian, Spondylus-Muscheln, Salz und Metall, namentlich vor allem Kupfer. Als rituelle Geschenke im Rahmen des Handels wurden (komplette oder zerbrochene) Tonfigurinen verwendet.

Handwerk
Die Träger der Donauzivilisation kannten verschiedene Formen des Handwerks und des Kunsthandwerks. Die Weberei und Textilherstellung erfolgte mithilfe eines vertikal gerichteten Webstuhls mit Webgewichten. Die so hergestellte Kleidung wurde drapiert getragen. Bei Frauen waren lange drapierte Röcke beliebt. Die Töpferei erfolgte mithilfe von Töpferrad und Brennofen. Bei der Metallbearbeitung dominierte die Verwendung von Kupfer, erst durch Kalthämmern und dann durch Metallschmelzen. Ab 4500 v. Chr. wurde dann auch Gold bearbeitet.

Alltagsleben

Siedlungen und Behausungen

Siedlungen
Siedlungen der Donauzivilisation konnten unterschiedliche Ausmaße erreichen, vom Dorf bis zur megasettlement. Ebenso unterschiedlich war ihre Errichtung, die keinem vorgegebenen Schema folgte. Siedlungen konnten sowohl auf ebenem Grund als auch auf Siedlungshügeln oder gar auf beidem errichtet werden.

Behausungen
Die Häuser der Donauzivilisation konnten auf verschiedene Weise errichtet werden, so mit Holzpfeilern und Wänden aus lehmverputztem Flechtwerk mit bis zu sechs Metern Länge oder mit Steinfundament und Lehmziegelwänden. Die Herdstelle, der Mittelpunkt des Hauses, war zugleich sakral und säkular, während diese Aufgabenbereiche sonst in der Raumaufteilung (sofern vorhanden) räumlich getrennt sein konnten. Auch Zweigeschossigkeit war möglich, ebenso der Bau von Reihenhäusern. Der zweite Stock wurde von außen über eine Leiter, die zu einem Balkon reichte, erreicht. Es gab runde Fenster und Satteldächer.

Soziale Organisation
Die Gesellschaft der Donauzivilisation war keine staatlich-hierarchisch organisierte Gesellschaft, höchstwahrscheinlich eine egalitäre Gesellschaft: Es gab weder eine arm-reich-Unterscheidung noch herrschaftliche Wahrzeichen. Die Gesellschaft war wahrscheinlich matriarchalisch und Männer und Frauen besaßen die gleichen Rechte, gestützt durch ein Beziehungsnetz. Den Frauen kam eine zentrale Rolle zu (Matrifokalität). Die Familien umfassten Großeltern, Eltern und Kinder. Oberhaupt einer Familie war, zumindest in der Lengyel-Kultur, immer eine Frau (vergleiche Clanmutter bei den Indianern).
Nach dem Erlöschen einer matrilinearen Sippe wurde ihr Wohnhaus niedergebrannt. Ansonsten herrschte (während der Hochblüte der Donauzivilisation) ausschließlich Frieden. Eine Hierarchisierung und Patriarchalisierung trat erst ein, als die indoeuropäischen Steppenvölker im 4. Jahrtausend v. Chr. von Osten her in das Gebiet der Donauzivilisation einfielen.

Religion und Totenkult

Gottheiten
Es ist möglich einige, zumeist weibliche, Gottheiten der Donauzivilisation zu identifizieren. So existierte eine Göttin mit Vogelkopf, von der angenommen wird, dass sie Spenderin des Lebens und Schicksalsgöttin war. Die Schlangengöttin stand somit wohl für die Erhaltung und Erneuerung des Lebens. Eine schwangere Göttin diente als Fruchtbarkeitsgöttin, während eine gebärende Göttin das neue Leben gab und eine (als Mensch oder Bär mit Kind/Jungtier dargestellte) Kindeshüterin den Nachwuchs schützte. Eine junge Göttin mit erhobenen Armen schützte wohl die junge Natur im Frühjahr, während eine reifere Göttin mit vorstehendem Bauch die Fruchtbarkeit der Erde schützte. Eine aufrecht stehende Göttin war im Bereich des Herdes die Schützerin des Herdfeuers und der Familie, doch im Bereich außerhalb gelegener Backöfen wohl Göttin des Getreides und anderer Feldfrüchte sowie Schutzherrin der Brotbackkunst. Die große Göttin wurde von Fruchtbarkeit und Leben symbolisierenden Tieren wie dem Stier, der Schlange und dem Schmetterling (in stilisierter Form später die Doppelaxt der Minoer) begleitet. Auch vereinzelte männliche Gottheiten scheinen existiert zu haben.

Kultus
Die Donauzivilisation verfügte über Schreine und Tempel, doch ohne spezifischen Gestaltungskanon. Jedoch war das Allerheiligste häufig überdacht, mit einem Vorhof versehen und meist von einer Mauer umgeben. Auch zweistöckige Tempel waren möglich. Es existierten Miniaturaltäre, häufig als dreibeinige Opfertische für Trankopfer, aber auch anthropomorphe Altäre oder Monumentalaltäre kamen vor. Auch die so häufigen Ton-Idole standen im Zusammenhang mit der Religion. Kulte können sowohl die Fruchtbarkeit als auch das Wasser betroffen haben. Auch Prozessionen können möglich gewesen sein, bei denen Masken eine große Bedeutung hatten, worauf Tonmodelle von Masken hinweisen könnten. Auf der Keramik der Donauzivilisation finden sich Darstellungen von Musik und Tanz, sicherlich auch in religiösem Zusammenhang.

Totenkult
Die Toten der Donauzivilisation wurden etwas ferner, in der Nähe oder gar innerhalb der Wohnhäuser bestattet. Es gab Erd- und Urnenbestattungen, Einzel- und Familien-/Sippengräber. Säuglinge wurden in eierförmigen Gefäßen bestattet. Urnenbestattungen fanden in hochwertigen Keramikgefäßen statt. Die Toten wurden wahrscheinlich sogar zweimal bestattet, worauf die geringe Vollständigkeit mancher Skelette hinweist. Auch Totenmasken waren bekannt.
 
Bücher und Schriften des Herrn Haarmann:

  • Das Rätsel der Donauzivilisation. Die Entdeckung der ältesten Hochkultur Europas. Becksche Reihe, München 2011.
  • Einführung in die Donauschrift. Buske, Hamburg 2010.
  • Die Indoeuropäer - Herkunft, Sprachen, Kulturen. C.H. Beck Wissen, Band 2706, München 2010, .
  • Interacting with figurines. Seven dimensions in the study of imagery. West Hartford, Vermont: Full Circle Press. (2009)
  • (Ko-Autor Joan Marler) Introducing the Mythological Crescent. Ancient beliefs and imagery connecting Eurasia with Anatolia. Wiesbaden: Harrassowitz. (2008)
  • Weltgeschichte der Zahlen. München: C. H. Beck Wissen, Band 2450. (2008)
  • Foundations of culture. Knowledge-construction, belief systems and worldview in their dynamic interplay. Frankfurt, Berlin & New York: Peter Lang. (2007)
  • Weltgeschichte der Sprachen. Von der Frühzeit des Menschen bis zur Gegenwart. München: Becksche Reihe, Band 1703.  (2006, 2. Aufl. 2010)
  • Lexikon der untergegangenen Völker. Von Akkader bis Zimbern. München: Becksche Reihe, Band 1643. (2005)
  • Schwarz – Eine kleine Kulturgeschichte. Frankfurt, Berlin & New York: Peter Lang.  (2005)
  • Kleines Lexikon der Völker. Von Aborigines bis Zapoteken. München: Becksche Reihe, Band 1593.(2004)
  • Geschichte der Schrift. München: C.H. Beck Wissen, Band 2198.  (2002, 3. Aufl. 2007)
  • Geschichte der Sintflut. Auf den Spuren der frühen Zivilisationen. München: Becksche Reihe, Band 1536. (2003, 2. Aufl. 2005)
  • Lexikon der untergegangenen Sprachen. München: Becksche Reihe, Band 1456. (2002)
  • Sprachenalmanach. Zahlen und Fakten zu allen Sprachen der Welt. Frankfurt: Campus.  (2002)
  • Kleines Lexikon der Sprachen. Von Albanisch bis Zulu. München: Becksche Reihe, Band 1432.  (2001, 2. Aufl. 2002)
  • Babylonische Welt. Geschichte und Zukunft der Sprachen. Frankfurt: Campus. (2001)
  • Die Kleinsprachen der Welt - Existenzbedrohung und Überlebenschancen. Eine umfassende Dokumentation. Frankfurt, Berlin & New York: Peter Lang.(2001)
  • Universalgeschichte der Schrift. Frankfurt: Campus. (1990, 4. Aufl. 1998)
  • Die Sprachenwelt Europas. Geschichte und Zukunft der Sprachnationen zwischen Atlantik und Ural. Frankfurt: Campus.  (1993)
  • Religion und Autorität. Der Weg des Gottes ohne Konkurrenz. Hildesheim: Olms.  (1998)

Quelle / Bild wikipedia
 

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