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Parteien in Porz – Die Linke

Fragen an die Porzer Bezirksvertreter der Parteien

Im Gespräch mit Wolfgang Lindweiler und Gisela Stahlhofen
(Die LINKE)

Portrait Lindweiler
Wolfgang Lindweiler (Die LINKE), Bezirksvertretung Porz

Portrait Stahlhofen Gisela Stahlhofen (Die LINKE), Bezirksvertretung Porz

PI: Herr Lindweiler, Sie kommen aus der universitären Linken; die Tätigkeit in Porz war für sie sicherlich mit einer Umstellung verbunden. Haben Sie aus der kommunalpolitischen Tätigkeit in Porz etwas mitnehmen können, bleiben Sie den Porzern erhalten?

Lindweiler: Ja, ich war vor fast dreißig Jahren Asta- Vorsitzender an der Uni Köln, kenne z. B. Ulla Heinen noch aus dem Studentenparlament. So direkt war die Umstellung also nicht wirklich. Was aber schon eine Zeit braucht, ist sich darauf einzustellen, wie Verwaltung funktioniert, das geht aber jedem so, der neu in eine Bezirksvertretung kommt.

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In der Porzer Bezirksvertretung haben mich dann aber die Erinnerungen an das Studentenparlament bei einigen antikommunistischen Tiraden aus der CDU- Fraktion wieder eingeholt, weil ich das so dumm seit den achtziger Jahren nicht mehr gehört habe. Aber Spaß beiseite: Was ich aus Porz mitnehme an Positivem, das sind vor allem viele Begegnungen mit hoch engagierten Menschen aus Vereinen und Initiativen, die sich für den sozialen Zusammenhalt auch unter schwierigen Bedingungen wie z. B. in Finkenberg einsetzen.

PI: Mit Gisela Stahlhofen kandidiert eine Porzerin für einen relativ sicheren Platz im Stadtrat. Inwiefern werden Positionen aus dem Stadtbezirk dadurch gestärkt?

Lindweiler: Das bedeutet natürlich schon einen kürzeren Draht für Anliegen aus Porz ins Kölner Rathaus, dazu möchte ich aber das Wort an Frau Stahlhofen weitergeben.

Stahlhofen: Richtig. Aber das ist keine Einbahnstraße. Auch nach 30 Jahren Zugehörigkeit zur Stadt Köln lebt Porz oftmals noch eine ablehnende Haltung zur Stadt als ganzer. Porzer Probleme müssen stärker auch im Zusammenhang der Stadt durchdacht und diskutiert werden. Viele berechtigte Anforderungen können aber durch eine bessere Mittelausstattung und mehr Kompetenzen für die Bezirksvertretung, die wir in unserem Kommunalwahlprogramm fordern, umgesetzt werden. Dafür werden Porzer Kandidat­Innen offensiv im Rat der Stadt Köln werben.“

PI: Haben Sie aus Ihrer Einzelkämpfersituation heraus, wie sie sich in der aktuellen BV darstellte, etwas erreichen können?

Lindweiler: Darauf möchte ich mit einem Beispiel antworten: Wenn CDU und SPD mit Anträgen zum teilweisen Abriss von Finkenberg in die Bezirksvertretung kommen, ohne an das Problem von Ersatzwohnungen auch nur zu denken, und nach einem engagierten Redebeitrag von mir steht dann diese Frage wenigstens in einem umformulierten gemeinsamen Antrag der beiden ‚Volksparteien.’ So jedenfalls sieht das im Alltag aus. Auf jeden Fall auf der Habenseite steht für mich die bis auf pro Köln einstimmige Unterstützung der Bezirksvertetung für Köln stellt sich queer, die Bündnisdemonstration gegen rechts hier in Porz, und die von mir angeregte Einladung an Frau Hauck, die Sozialraumkoordinatorin für Finkenberg. Im Ergebnis hat ich die BV für eine weitere Stelle zur Unterstützung der Initiativenarbeit ausgesprochen.

PI: Wie geht es weiter in der Bezirksvertretung Porz, wenn es nach der Wahl sehr wahrscheinlich wenigstens 2 Abgeordnete und eine Fraktion „Die Linke“ geben wird?

Lindweiler: Das Entwicklungskonzept für Porz- Mitte und die Frage, wie es dort nach dem Aus für Hertie weiter geht, sind wichtig. Ich selbst werde der Bezirksvertretung nicht mehr angehören, bin aber froh, dass ich mit Karl Eberle einen guten und in seinem Viertel Finkenberg verankerten Nachfolger gefunden habe, den sie dann in der nächsten Ausgabe vorstellen können. Dann wissen wir auch, ob es für Die LINKE zur Fraktion in der Bezirksvertretung gereicht hat.

PI: Ist es der Linken inzwischen gelungen, sich in Porz strukturell zu verankern? Lafontaine hat die strukturelle Schwäche in Westdeutschland bemängelt. Ist für Porz ein „rotes Zentrum“ zum Aufbau einer starken Basisorganisation oder ähnliches geplant?

Lindweiler: Wir entwickeln uns, wir sind da in kleinen Schritten auf einem guten Weg: Wir haben jetzt einen stabilen eigenen Ortsverband in Porz, der sich als aktive Basisorganisation entwickelt, wir arbeiten an einem Sozialberatungsangebot im Bürgerzentrum Finkenberg. Und eine Fraktion in der BV wäre auch wegen des damit verbundenen Büros ein wichtiger Fortschritt.

PI: Ist die Linke inzwischen eine sozialdemokratische Partei unter dem ehemaligen SPD Vorsitzenden Lafontaine?

Lindweiler: Spätestens seit der Agenda 2010 sehen sich viele aktive Gewerkschafter, Beschäftigte und Erwerbslose zu recht nicht mehr durch die SPD vertreten. Da haben wir eine gesellschaftliche Aufgabe, die wir als auch außerparlamentarisch aktive Mitgliederpartei ernst nehmen.

PI: Meinen sie sozialdemokratisch im Sinne von Bebel, von Luxemburg, von Willi Brandt oder im Sinne von Schröder?

Lindweiler: Wir sind eine pluralistische linke Partei, aber einig darin, dass Demokratie und Sozialismus untrennbar zusammen gehören. Und die Zeiten, wo eine Hauptverwaltung ewige Wahrheiten mit der Vorwurf des Sozialdemokratismus mindestens gesellschaftliche Todesurteile verbunden hat, sind seit 1989 endgültig finsterstes 20. Jahrhundert, und das ist gut so.

PI: Würden Sie bitte in Stichworten die kommunalpolitischen Ziele der Linken für Porz nennen?

Lindweiler: Wir wollen Ein-Euro-Jobs durch öffentlich geförderte Beschäftigung ersetzen, ein Kundenzentrum von GEW und KVB in Porz- Mitte, die ÖPNV- Anbindung für Wahnheide, Lind und die südlichen Porzer Stadtteile auch Abends verbessern, damit man auch dort ohne Auto leben kann, bezahlbaren Wohnraum sichern, auch wenn viele Sozialbindungen in den nächsten Jahren auslaufen neue Jugendtreffs in Wahn, Wahnheide/Lind und Zündorf/Langel, und schließlich Schulprojekte zur Stadtteilgeschichte fördern, um den braunen Rattenfängern das Handwerk zu legen.

Interview: Jochen Geis