+++ Porz +++

Demenz - genau erklärt

Jeder hat bestimmt schon einmal das Wort "Demenz" gehört. Aber wieviele Leute von denen, die es gehört haben wissen, was das ist? Nun, in diesem Artikel wird "Demenz" genauer beschrieben. Sodass mehrere Leute sich vorstellen können, was das ist und was für Schwierigkeiten es mit sich bringt. Zuerst einmal: Demenz kommt aus dem Lateinischen: "Dementia - ohne Geist". Demenz ist eine Krankheit, von der bereits über 1,3 Millionen Menschen in Deutschland befallen sind. Die erkrankte Person vergisst nach und nach jedes logische Denken. Dies geschieht dadurch, dass Gehirnzellen im Kopf absterben, da sie nicht mehr mit Botenstoffen versorgt werden. Diese Botenstoffe sorgen bei einem nicht erkrankten Menschen für Gefühle, z.B. Traurigkeit, Glück, Wut, Angst etc. Manchmal ist eine dementkranke Person glücklich, obwohl jeder gesunde Mensch in solchen bestimmten Situationen traurig sein müsste. Die betroffene Person wird außerdem extrem vergesslich. Hier der Fall meiner Großmutter: Sie hat bereits jedes logische Denken verloren. Sie kann kein Fahrrad mehr fahren, geschweige denn ein Auto. Sie kann nichts mehr kleinschneiden (z.B. Fleisch beim Essen). Sie kann noch nicht einmal mehr richtig reden. Dies tritt bei Dementkranken aber erst im Fortschritts- oder Spätstadium auf. Sie kann auch nicht mehr auf die Toilette gehen. "Einmal haben wir einen riesigen Kabenzmann im Flur gefunden. Und ich bin mir sicher, dass meine Söhne, mein Schwiegervater oder mein Mann ihn nicht dort hingelegt haben, denn so unvernünftig sind selbst die nicht. Einmal hat sie auch bei uns in der Wohnung auf den Boden uriniert, weil sie nicht wusste wo die Toilette ist. Sie hält Klos außerdem generell in weißer Farbe normal. Und der Klodeckel in unserem Badezimmer ist blau-durchsichtig mit Delphinen drauf. Da hat sie gedacht, das sei nicht das Klo. Stattdessen hat sie sich dann auf den weißen Plastikhocker gesetzt, der neben der Toilette stand und hat ihr Geschäft dort verrichtet.", erzählte meine Mutter. Sie hat außerdem keine Lust mehr etwas zu trinken, weshalb sie zum Trinken gezwungen werden muss. Im fortgeschrittenen Stadium oder im Spätstadium ist die Krankheit unaufhaltbar. Mit einer solchen Person umzugehen ist äußerst kraftraubend. Hier einmal der Tagesalauf mit meiner Großmutter: Um 8:15 Uhr morgens wird sie von meiner mutter geweckt. Dann wird gefrühstückt. Dazu muss sie immer wieder animiert werden. Manchmal nimmt sie das Brötchen und legt es dann wieder hin ohne reingebissen zu haben. Man muss ihr wirklich klar machen, dass sie abbeißen, kauen, schlucken muss. Genau dasselbe auch beim Trinken. Manchmal nimm sie sogar ihre Tabletten in den Mund und vergisst mit Wasser naczuspülen. Und damit sie dann nicht die ganzen Tabletten wieder ausspuckt, muss man dafür sorgen dass sie danach Wasser zu sich nimmt un damit die Tabletten herunterschluckt. Nach dem Prozess kommt sie ins Badezimmer undwird dort ausgezogen und gewaschen, ebenfalls von meiner Mutter. Das ist auch mit viel Mühe verbunden. Trotz der Krankheit besitzt sie immer noch ein gewisses Schamgefühl. Es ist sehr schwierig sie zu entkleiden. Das Waschen ist genau so tückisch. Aufgrund des vorhandenen Schamgefühls lässt sie sich nur schwer im Intimbereich waschen. Sie besitzt eine Art Abwehrhaltung. "Ich habe immer gewisse Tricks auf Lager. Wenn ich sie waschen möchte, dann gebe ich ihr immer einen Waschlappen in die Hand. Denn wenn nur ich einen in der hand habe, dann will sie unbedingt meinen haben. Abgesehen davon ist sie dadurch abgelenkt. Genauso ist das auch beim Ausziehen. Wenn ich ihr die Hose herunterziehe, will sie sie festhalten. Gebe ich ihr aber etwas in die Hand, dann ist sie abgelenkt und kann die Hose nicht schnell genug festhalten. Allerdings muss es die richtige Ablenkung sein. Das Badezimmer von meinen Schwiegereltern ist weiß. Aber unser Badezimmer ist blau, und es stehen allerlei bunte Reinigungsflaschen etc. in den Schränken. Durch soetwas ist sie dann abgelenk. Und wenn ich ihr den Pullover anziehen will und sie sieht, dass nur eine Reinigerflasche schief im Regal steht, muss sie diese erst geraderücken bevor ich ihr den Pullover überziehen knn. Normalerweise müsste es für solche Situationen - also anziehen zum Beispiel - einen komplett weißen Raum geben, wo nichts drinsteht. Darin kann sie nicht abgelenkt werden und der ganze Prozess dürfte morgens und abends doppelt so schnel laufen. Aber da es s einen Raum nicht gibt , muss ich darauf achten, dass alles ordentlich gerade steht. ich ziehe sie meistens im Schlafzimmer an. Und wenn dann nur eine Ecke von der Bettdecke schief ist, will sie das ganze Bett machen. Und das dauert sehr lange. Also ist es praktischer wenn ich vorher schnell das Bettmache und sie dann ins Schlafzimmer bringe. Beim Anziehen muss genauso aufgepasst werden. Würe man sie alleine lassen, würde sie beispielsweise die Unterhose über die Hose ziehen, da sie nicht mehr weiß welches Kleidungsstück wohin gehört. "Wenn ich ihr die Unterhose auf Fußhöhe ausgestreckt hinhalte, dann ist sie meistens direkt bereit mit den Füßen in die Löcher einzusteigen. Aber dann muss ich schnell sein und die Binde reinlegen, da sie die Unterhose direkt hochziehen will. Wenn ich es nicht schaffe, dann muss ich mir was anderes überlegen." Eigentlich funktionieren alle Sinne normal. Sie nützen ihr nur nichts. Sie kann Leute oder Geräusche nicht in den Kontext einordnen. Wenn ich inter ihr stehe und ihr ihren Namen zurufe, dann geht sie einfach weiter. Sie dreht sie nicht um oder bleibt stehen. Und das tut ie nicht, weil sie mich ignorieren will. Sie hört das Geräusch. Weiß aber nicht, was es bedeutet. Genauso mit dem Sehsinn. Sie sieht einzelne Gegenstände oder Personen, kann sie aber niht einordnen. Sie weiß nicht, ob die Cheops Pyramide etwas besonderes ist. Ihr Gehirn ist ein einziges Puzzle, was sie nicht zusammenlegen kann. Sie sieht Leute, sie sieht Gegenstände, sie fühlt Schmerz, sie hört Geräusche. Sie weiß aber nicht, wo sie das alles einordnen Soll. Diese einzelnen Puzzleteile in ihrem Kopf sind außerdem auch nicht mehr aufrufbar, da es Bruchstücke sind. aher kommt auch das Erscheinungsbild, was wir als vergesslich bezeichnen. Das assiert bei gesunden Menschen auch öfters. Aber bei ihr ist es ein Dauerzustand. Sie kennt uns. Aber sie weiß nicht, woher sie uns kennt oder wie wir heißen.", so meine Mutter. Um meinen Großvater zu entlasten, fährt meine Großmutter vier Tage in der Woche jeden Morgen zur Tagespflege. Manchmal will sie nicht ins Auto einsteigen, welches sie zur Tagespflege fährt. Das kostet manchmal echt Nerven. Sie lässt sich nicht von ihrem Willen abbringen. Als pflegende Person hat man dann die Wahl: Warte ich und versuche es in ein paar Mniuten nochmal? Oder versuche ich irgendwie anders, sie ins Auto reinzusetzen? Entscheidet man sich für die erste Variante, könnte dies wieder zum Misserfolg führen und die gute Frau steigt immer noch nicht ins Auto. Entscheidet man sich für die zweite Variante, so mus man damit rechnen, dass sie versucht zu schlagen oder zu schubsen. Um solche Situationen zu meistern braucht man Kenntnisse, Durchhaltevermögen und innere Kraft. Um vier Uhr wird sie dann nach Hause zurückgebracht. Dort fühlt sie sich am wohlsten. Mit diesem Ort ist vetraut. Nach knapp 25 Jahren in dieser Wohnung ist das auch ganz normal. Aber sie hat Angst, dass ihr diese vertrauten Sachen weggenommen werden. Also versteckt sie viele Dinge. Eines Morgens zum Beispiel lag einer ihrer Pantoffel unter ihrem Kopfkissen und der andere lag im Toilettenraum. Zuletzt hat sie auch eine Klopapierrolle aus dem Toilettenraum genommen, auf ihrem Bett ausgerollt und schön drapiert. Einfach, weil ihr das so gefallen hat. "Morgens habe ich die ausgerollte Klorolle auf dem Bett gesehen und habe gleich den Kopf gschüttelt. Ich habe natürlch die Klorolle wieder aufgerollt und in den Kloraum zurückverfrachtet. Wir alle müssen auch darauf achten, dass wir keine wichtigen Dinge offen liegen lassen. Die diese krallt sie sich und stecktsie an irgendeinen anderen Ort. päter gibt es dann ihr Abendbrot, welches meistens aus einem Brötchen mit Käse besteht. Dort gibt es wieder denselben Ablauf mit den Tabletten. Danach wid sie bettfertig gemacht. Die Zähne werden ihr geputztund ihr wird der Schlafanzug angezogen. Beides erfordert noch gewisse Schwierigkeiten, da sie einfach die Notwendigkeit nciht mehr vor Augen hat. "Auch hier müssen die ganzen Tricks mit der Ablenkung angewandt werden.", Allerdings fällt das Anziehen des Schlafanzuges leichter, als das Anziehen von Alltagskleidung. Der Grund dafür ist, dass sie Unterhose und Untehemd angehält. Das Schamgefühl wird nun nicht mehr hervorgerufen, da ihr Intimbereich nicht entbößt ist. Danach bekommt sie noch ihre Tabletten und wird dann ins Bett gebracht. Dieser komplette Prozess wiederholt sich jeden Tag. Schlimmer ist es noch an den Tagen, an denen sie nicht in die Tagespflege geht. Denn dann muss man sich wirklich rund um die Uhr um sie kümmern. "Es ist auch eine komplette Umstellung. Mittlerweile kann man nicht mehr mit ihr im Bus fahren. Denn wenn ich sage 'steig aus', dann lacht sie mich an und bleibt sitzen. Und ehe man sich versieht geht auch schon die Tür wieder zu und der Bus fährt weiter" Man sieht: Eine Dementkranke zu pflegen ist alles andere als leicht. Man muss tagsüber alle Türen abschließen, damit sie nicht wegläuft oder irgendwo herumirrt, wo sie nicht sein sollte. Der einzige Unterschied zu einem Kleinkindverhalten ist, dass es ihr zusätzlich noch an logische Denken mangel. Aber ihr geht es gut: Sie hat schließlich eine sehr gut Pflegerin. Lilo ist trotz ihrer Demenz eine liebenswerte Person. Wenn sie irgendetwas getan hat, was den rundherumstehen Personen auch noch den letzten Nervt raubt, denkt sie, sie sei die lieste Person auf Erden und lächelt einen an, sodass man ihr einfach icht mehr böse sein kann. "Man nimmt sie in den Arm, in den sie sich einkuschelt und 'Mama, Mama, Mama' sagt.

19.01.11, Sascha Dahmen