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Aachen: Vielversprechende Innenstadterweiterung angestoßen

„Eine hochkomplexe Aufgabe ist durch den Siegerentwurf auf eine professionelle Weise gelöst worden, was zu einer Attraktivitätssteigerung führen wird“, sagt Planungsdezernent Werner Wingenfeld. © Architekturbüro Chapman Taylor

Altstadtquartier Büchel: Architekturbüro Chapman Taylor gewinnt Städtebauwettbewerb

  • Viertel soll vollwertiger Teil der Innenstadt werden
  • Abriss des Parkhauses, Beschränkung des Rotlichtbereiches, mehr Wohnen
  • Öffentliche Ausstellung der Entwürfe bis 12. Dezember

Der Sieger des Städtebauwettbewerbs zur Neuordnung des Altstadtquartiers Büchel ist das Architekturbüro Chapman Taylor aus Düsseldorf. Der Entwurf der Architekten Sabine Beuscher und Andrew Mackay fand das ungeteilte Votum aller Mitglieder des neunköpfigen Preisgerichts unter Vorsitz von Prof. Carl Fingerhuth, Stadtplaner aus Zürich und Emeritus der Technischen Universität Darmstadt.
   
Bei der Beurteilung lag der Fokus des Preisgerichts vor allem auf der Gestaltung des öffentlichen Raums, weniger auf der Architektur einzelner Gebäude. Die Beiträge sollten einen respektvollen Umgang mit der Umgebung aufweisen sowie eine neue, starke Identität für Aachen bieten. „Besonders zu nennen ist die gute Nutzungsmischung, die klare Artikulation und die sehr gute Vernetzung des öffentlichen Raums über das Wettbewerbsgebiet hinaus“, heißt es in der Beurteilung.

Günstige Voraussetzung für Architektur geschaffen
„Wir wollten günstige Voraussetzungen für eine Architektur auf den einzelnen Baufeldern schaffen“, erklärte  Prof. Carl Fingerhuth. Das Preisgericht habe es sich nicht leicht gemacht: „Wir haben über die Entscheidung so lange geredet, bis wir zu einem einstimmigen Ergebnis gekommen sind“, so Fingerhuth.

Ziel des Städtebauwettbewerbs war die Umgestaltung des Altstadtquartiers rund  um Büchel, Nikolausstraße und Antoniusstraße. Geplant ist, den Rotlichtbereich auf den östlichen Bereich der Antoniusstraße zu beschränken und das Viertel durch eine Erhöhung des Wohnanteils insgesamt aufzuwerten. Vorgesehen ist der Abriss des Parkhauses Büchel.

Hochkomplexe Aufgabe professionell gelöst
„Der Entwurf bietet die günstigsten Voraussetzungen für die Realisierung eines neuen städtischen‎ Quartiers. Die städtebauliche Struktur liefert das Potenzial, unterschiedliche Lagen zu profilieren und insbesondere auch innovative Wohnformen in dieser zentralen Lage zu entwickeln. Der Entwurf verspricht somit markante Stadträume und eine interessante Nutzungsvielfalt. Insbesondere die angedachte Wegeverbindung zum Platz zwischen Großköln- und Kleinkölnstr. ist eine wertvolle Option für die Zukunft“, sagte Werner Wingenfeld, Planungsdezernent der Stadt Aachen. „Eine hochkomplexe Aufgabe ist durch den Siegerentwurf auf eine professionelle Weise gelöst worden, was zu einer Attraktivitätssteigerung führen wird“, so Wingenfeld.

Sehr zufrieden über das Wettbewerbsergebnis äußerten sich am Donnerstag (26. November) auf einer Pressekonferenz auch die Investoren, die in dem Bereich über Immobilienbesitz verfügen - Helmut Falter, Gerd Sauren und Norbert Hermanns. „Ich bin sehr glücklich darüber, dass es auf den Weg gebracht ist“, so Helmut Falter.

Ausstellung bis 12. Dezember in der Adalbertstraße 85
Die Wettbewerbsergebnisse werden bis 12. Dezember im Ladenlokal Adalbertstraße 85 (ehemals Strauss Innovation) ausgestellt, dies ist täglich außer sonntags von 13 bis 18 Uhr geöffnet.
Bürgerinfo
Am Donnerstagabend (26. November) werden die Bürgerinnen und Bürger über das Wettbewerbsergebnis informiert (18 Uhr, City-Kirche Großkölnstraße).

Attraktivitätssteigerung für die Innenstadt
In den vergangenen Jahren wurden bereits große Teile der historischen Innenstadt auf vielfältige Art aufgewertet. Beispielsweise wurde die Fußgängerzone Ursulinerstraße und der Elisengarten in den Jahren 2009 und 2010 umgestaltet, auch die Aufwertung der Freiräume im Rahmen des Förderprogramms „Nationale UNESCO-Welterbestätten“ sowie eine Vielzahl von privater Investitionen trug zu einer Attraktivitätssteigerung Aachens bei. Von einer Neugestaltung des Altstadtquartiers Büchel werden weitere, wesentliche Impulse für die städtebauliche Entwicklung in der Innenstadt erwartet.

Darüber hinaus sind gestalterische Maßnahmen im öffentlichen Straßenraum geplant. Sowohl die Nikolausstraße als auch die Mefferdatisstraße weisen zumindest teilweise einen reizlosen „Rückseitencharakter“ auf. Noch wesentlich defizitärer stellt sich der Bereich der Antoniusstraße dar, der aufgrund seiner derzeitigen Nutzung keinen angemessenen Teil der Innenstadt bildet. Die Problemlage beschränkt sich jedoch nicht ausschließlich auf die Art der Nutzung, sondern auch auf die Baustruktur. Es gibt einige Gebäude mit sehr geringer Höhe sowie einige Baulücken und mindergenutzte Grundstücke, zum Beispiel Parkplätze. Viele Gebäude sind darüber hinaus in einem schlechten baulichen Zustand. In großen Teilen sind keine gesunden Wohnverhältnisse gegeben.

Hoher Anteil Wohnen
Das Altstadtquartier Büchel soll zu einem vollwertigen Teil der Innenstadt entwickelt werden. Neben Einzelhandel und Dienstleistungen soll in wesentlichem Umfang – mit einem Anteil von durchschnittlich 50 bis 60 Prozent - auch Wohnen ermöglicht werden, da dies ein prägendes Element der Aachener Innenstadt ist und wesentlich zu ihrer Belebung beiträgt. Für die einzelnen Teilbereiche des Altstadtquartiers bestehen unterschiedliche Nutzungsschwerpunkte: Entlang des Büchels, der Mefferdatis-, der Kleinköln-, der Großköln-, der Nikolausstraße sowie der westlichen Antoniusstraße sollen die Erdgeschosse vorwiegend dem Einzelhandel, der Gastronomie und Dienstleistungen vorbehalten bleiben. In den Obergeschossen soll hauptsächlich gewohnt werden. Bordellbetriebe sollen auf die östliche Hälfte der Antoniusstraße beschränkt belieben. Geplant ist die Errichtung eines sogenannten „Laufhauses“.

Auch die Fußwegeverbindungen sollen bei der Neugestaltung des Altstadtquartiers Büchel durch die Stärkung bestehender und Schaffung von neuen Wegeachsen verbessert werden. Der mit dem Abriss des Parkhauses verbundene Reduzierung des Autoverkehrs trägt ebenfalls dazu bei, das Viertel zu einem vitalen und stark frequentiertem Erlebnisbereiches zurück zu gewinnen.

Die weiteren Planungsschritte
Das noch zu erstellende städtebauliche Gesamtkonzept für das Plangebiet soll aufbauen auf dem Innenstadtkonzept 2022, das derzeit weiterentwickelt wird. Darin bildet der Bereich Büchel einen Handlungsschwerpunkt. Der jetzt abgeschlossene Städtebauwettbewerb Altstadtquartier Büchel bildet eine Vorgabe für die Hochbauplanung von Gebäuden in diesem Bereich. Auf dieser Grundlage soll im Frühjahr 2016 ein Angebots-Bebauungsplan aufgestellt werden. Mit einem Satzungsbeschluss im Rat ist für das Jahr 2018 zu rechnen, danach kann ein Baubeginn erfolgen.

Ablauf des Städtebauwettbewerbs
Der Wettbewerb wurde in zwei Phasen durchgeführt. Zur Teilnahme wurden 20 Büros für die 1. Phase ausgewählt, die sich mit entsprechenden Referenzen beworben hatten. Von 17 Büros wurden Entwürfe abgegeben, davon wurden in der ersten Preisgerichtssitzung am 21. August 6 Teilnehmer für die zweite Wettbewerbsphase ausgewählt.

Alle sechs Büros bzw. Arbeitsgemeinschaften haben fristgerecht Entwürfe eingereicht und diese im Rahmen der Preisgerichtssitzung am 25. November 2015 der Jury vorgestellt. Diese hat nach eingehender Diskussion folgende Rangfolge festgelegt:

1. Preis: Chapman Taylor, Düsseldorf        
2. Preis: Lorber Paul Architekten, Köln
3. Preis: Konrath und Wennemar Architekten Ingenieure, Düsseldorf mit ISR Innovative Stadt- und Raumplanung, Haan    

Stimmberechtigte Mitglieder des Preisgerichtes
1.     Prof. Carl Fingerhuth, Stadtplaner (Zürich / CH)
2.     Prof. Christa Reicher, Architektin / Stadtplanerin (Aachen / Dortmund)
3.     Henk Döll, Architekt / Stadtplaner (Rotterdam / NL)
4.     Werner Wingenfeld, Baudezernent der Stadt Aachen, Stadtplaner
5.     Harald Lange, Architekt (Aachen)
6.     Alexander Gilson, CDU-Fraktion im Rat der Stadt Aachen
7.     Daniela Lucke, SPD-Fraktion im Rat der Stadt Aachen (für Norbert Plum)
8.     Michael Rau, Fraktion Die Grünen Aachen im Rat der Stadt Aachen
9.     Marc Beus, Fraktion Die Linke im Rat der Stadt Aachen
 

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